Aus Gunstfaktoren werden Standortvorteile

Dass sich Schleswig-Holstein zum Ziel gesetzt hat, bereits bis 2040 das erste klimaneutrales Industrieland zu werden, ist mittlerweile bekannt. Dieses Ziel ist ambitioniert, liegt damit fünf Jahre vor dem Ziel des Bundes – und Schleswig-Holstein bringt dafür mit dem hohen Energieüberschuss aus erneuerbaren Energiequellen, wie z.B. der Wind- und Solarenergie, sehr gute Voraussetzungen mit. Als regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft unterstützen wir dieses Ziel im Rahmen der strategischen Ausrichtung und in unserer Arbeit mit dem Fokus auf Gewerbeansiedlungen, die einen überproportionalen Energiebedarf haben und diesen insbesondere an unseren regionalen Umspannwerken in Form von Energieüberschüssen decken können. Doch nicht nur die 380 kV Leitungen des Übertragungsnetzbetreibers Tennet spielen hierbei eine Rolle, sondern auch die 110 kV Leitungen des Verteilnetzbetreibers SH Netz.  

Doch damit nicht genug, denn als weiteren Standortvorteil ist das Glasfaser-Datenbackbone von Global Connect zu benennen, sozusagen eine Höchstleistungsautobahn für Daten. Dieses verläuft von Skandinavien aus kommend direkt entlang der B76/L317, parallel zur A7 mit Verzweigungen in unsere Region und schließlich in Richtung Frankfurt/Main bzw. darüber hinaus an die weltweiten Netze. Beide Infrastrukturvoraussetzungen sind als Gunstfaktoren oder auch Standortvorteile zu bewerten.  Ja und so bieten sich dann konkret für CO₂-neutrale Batteriespeicher und KI-Rechenzentren in unmittelbarer Nähe von Umspannwerken erhebliche Entwicklungschancen. Solche Standorte ermöglichen den direkten Zugriff auf große Mengen CO₂-neutralen Stroms, reduzieren Netzengpässe und verbessern die Effizienz von Batteriespeichern, die hier besonders gut für Netzdienstleistungen, Arbitrage und Stabilisierung eingesetzt werden können. Gleichzeitig profitieren KI-Rechenzentren von einer verlässlichen, günstigen und nachhaltigen Energiequelle und können flexibel Lasten an das Stromangebot anpassen.

Spillover-Effekte dieser energieintensiven Gewerbeansiedlungen bieten perspektivisch weitere Vorteile. Die kontinuierlich anfallende Abwärme der Rechenzentren lässt sich mithilfe von Wärmepumpen in bereits bestehende und neue kommunale Fernwärmenetze einspeisen oder direkt für Anwendungen wie Vertical Farming nutzen. Voraussetzung für diese Entwicklungen sind darüber hinaus eine abgestimmte Flächen- und Infrastrukturplanung. Gelingt dies, können solche Standorte zu regionalen Innovationsknoten in Zusammenarbeit mit unseren Hochschulen in Flensburg sowie relevanten StartUps und der lisezwei werden. 

Das in unserer Region erste konkret durch die WiREG begleitete Ansiedlungsvorhaben war der Batteriespeicher in Bollingstedt mit einer Leistung von 103 MW bzw. 238 MWh. Weitere größere Ansiedlungsvorhaben werden u.a. in Schuby und Handewitt gemeinsam mit den kommunalen Partnern vorangetrieben. Hierbei ist insbesondere der Kreis Schleswig-Flensburg zu nennen, der bereits frühzeitig Batteriespeicher als privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich qualifiziert und damit insgesamt sehr zügig und investorenfreundlich gehandelt hat. Zwischenzeitig hat auch die Bundesregierung diesen Verfahrensweg im Bundestag vor etwa einem Monat beschlossen. 

Über die weiteren Entwicklungen werden wir berichten.